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Geschichte

Profilkurs Geschichte des Gymnasiums schließt Informationslücke im Museum

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von Hans Jörg Rickert 30. Juni 2022
aktualisiert: 18.08.2022 16:54 von La

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Das Plakat im Schaukasten des Museum Landschaft Eiderstedt fordert zu Hingucken und dann gleich Besuch der Ausstellung „Eiderstedt im Nationalsozialismus“ im Museum Landschaft Eiderstedt in St. Peter-Ording auf: Alles überschattend ein Hakenkreuz im Sonnenball, dazu im Hintergrund eine Kulisse von überaus vielen Privatpersonen und zwei Bauernhäusern und im Vordergrund eine Gruppe vor allem helmbewehrter Braunhemden. Hier mittendrin Hermann Göring, allerdings nur bei genauerem Hinsehen im linken Arm des Hakenkreuzes erkennbar und von einigen Mädchen (Bund Deutscher Mädel) und Jungen (Hitler-Jugend) umrankt. Es ist ein Foto aus dem Privatbesitz der Familie Herzberg von der Einweihungsfeier des heutigen Tümlauer Kooges im Oktober 1935. 

Die Eindeichung der dem Meer „abgerungenen“ Fläche von 585 ha für 32 Siedlerstellen war abgeschlossen. Der Hermann-Göring-Koog war wie der im gleichen Jahr in Dithmarschen eingeweihte Adolf-Hitler-Koog (heute: Dieksanderkoog) mit der Neulandhalle ein Musterkoog im Rahmen der nationalsozialistischen Politik. Mit Begriffen wie u.a. „Volksgemeinschaft“ und „Lebensraum“ warb der Nationalsozialismus erfolgreich für sich, dies vor allem auf Eiderstedt. Hier trafen sich sogar noch längere Zeit nach dem zweiten Weltkrieg „eingefleischte Nazis“. Das war bekannt, wurde aber kaum zum Thema gemacht.

Mit „Eiderstedt im Nationalsozialismus“ haben sich die Schülerinnen und Schüler des 12. Jahrganges des Profilkurses Geschichte ein Schuljahr lang intensiv beschäftigt. Die Voraussetzungen dafür waren sehr gut: Die Thematik stieß bei den 27 jungen Leuten auf großes Interesse.

In der 10. Klasse waren sie in der KZ Gedenkstätte Neuengamme gewesen. Es waren also Kenntnisse vorhanden. Aber im persönlichen Gespräch mit Lina Ehlers, Joachim Hitzke, Lisa Laube, Pia Ottine, Hannah Lil Schmidt und San Diego Wieck während der Ausstellungseröffnung konnte man erfahren, dass den jungen Leuten bewusst geworden ist, dass der Nationalsozialismus seit der 8. Klasse zwar immer wieder im politischen Alltag und auch in der Schule Thema war, sie selber aber bisher zu wenig gewusst haben: „Wir haben die Zeit jetzt viel bewusster wahrgenommen und waren zeitweise auch überrascht.“ Dazu beigetragen haben auch noch die Exkursionen nach Dieksanderkoog (Neulandhalle) und Schwesing (KZ-Gedenkstätte - Außenstelle von Neuengamme).

Bäckermeister Hans Alfred Siercks (* 1936) hatte ihnen u.a. erzählt, dass in der Dorfstraße ein Russenlager gewesen ist. Dort ist heute das Kinderspielhaus. Stellen im Dorf bekamen so für den Kurs ein anderes „Gesicht“. Über eigene Recherche erfuhr San Diego Wieck von Zwangsarbeit in Koldenbüttel.

Für Pia Ottine war es besonders spannend, von einem Zeitzeugen aus der Nachkriegszeit zu erfahren, „wie die NS-Zeit noch lange nachgewirkt hat“. Für Joachim Hitzke war die eigene Recherche interessant, weil er „Eiderstedt so aus einer ganz anderen Perspektive und einer anderen als der heutigen Zeit“ kennen lernte. Hannah Lil Schmidt brachte den besonderen Aspekt hinein, dass zur Erarbeitung von jedem Gruppenmitglied eigene Fähigkeiten eingebracht werden konnten und so Fertigkeiten erworben worden sind, die allgemein für Arbeiten solcher Art Bedeutung haben. Das galt u.a. für die textliche Abfassung und die graphische Gestaltung der 16 Themen-Tafeln, z.B. „Dr. Richard Felten – Bürgermeister in St. Peter-Ording“ oder „Auch Du gehörst dem Führer“.

Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung für die Ausstellung erhielt Lehrkraft Sven Löhr von seinem Profilkurs Geschichte einen großen Applaus. Sie dankten insbesondere der Leiterin des Museums für die erfreuliche Zusammenarbeit. Katja Sinn hatte in der Loo alle herzlich begrüßt. Sven Löhr dankte ihr mit einem Blumenstrauß für die gelungene Kooperation. Die hob Schulleiter Nils-Ole Hokamp in seinem Grußwort noch einmal hervor. Große Anerkennung zollte er den jungen Leuten aus dem 12. Jahrgang mit: „Ihr Engagement hat den wöchentlichen Umfang von zwei Stunden weit überschritten.“ Die über Jürgen Oswald von der Fielmann-Stiftung auf den Weg gebrachte finanzielle Unterstützung dieses Projektes war bereits vor längerer Zeit abgesprochen.

Unter den Gästen waren Karla Müller-Helfrich - sie ist HistoGuide des Lernortes Neulandhalle – sowie Claus-Peter Kock und Volker Gaue vom Werner-Heisenberg-Gymnasium in Heide. Gemeinsam mit Christian Marwig – Amtsvorsteher des Amtes Eiderstedt“ – war der Kommentar zur Ausstellung wie auch der praktizierten Kooperation einhellig: „Wir sind begeistert!“

Im Gästebuch findet sich vom März 2022 folgender Eintrag des Museumsbesuchers J.-P. Thomsen: „Die Geschichte des Nationalsozialismus wird stark ausgeblendet. Texte handeln vor allem von Bomben und Geflüchteten. Was war davor? Nur KdF (Kraft durch Freude)? – Wer baute die Deiche 1941? – Ansonsten sehr schön und tolle Angebote für Kinder.“- Man wusste seitens des Museum Landschaft Eiderstedt um diese Lücke und hatte sie schon lange auf der Agenda. Nun ist sie zu einem gewissen Teil geschlossen.

Folgende Themen werden auf Plakaten behandelt:

Projektidee –Wahlergebnisse 1928-1933 Eiderstedt – Dr. Richard Felten Bürgermeister in St. Peter-Ording – Auch Du gehörst dem Führer – Bund deutscher Mädels – Nordseeschule und Nordseeinternat – Tümlauer Koog – Steckbrief Hermann Göring – Die Glocke – Eiderstedt im Nationalsozialismus – St. Peter-Ording – Zwangsarbeit – Zwangsarbeitslager - Tönning in der NS-Zeit - Zeitstrahl (2) - Paul Dölz.

Hans Jörg Rickert, 30. Juni 2022

Siehe dazu auch unter https://www.jb-spo.de/2022-1/2022-juli/#November


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