Bild nicht gefunden
NORDSEESCHULE ** EUROPASCHULE **
GYMNASIUM MIT GEMEINSCHAFTSSCHULTEIL DES SCHULVERBANDES EIDERSTEDT
Banner

Nordseeschule > Elternbriefe > Herbst 2024

Elternbrief Herbst 2024

Rückblick und Ausblick auf die Schülerzahlenentwicklung an der Nordseeschule

zurück
aktualisiert: 19.11.2024 20:57 von La
vor hoch

Da in den letzten Wochen und Monaten viele Informationen zur Situation des Gemeinschaftsschulteils geflossen sind, darunter leider auch immer wieder Fehlinformationen, verdrehte und falsch dargestellte Sachverhalte, möchte ich einen (kurzen) Bericht aus meiner Sicht zur Situation des Gemeinschaftsschulteils in diesen Elternbrief einfließen lassen:

Der sorgenvolle Blick auf Schülerzahlen ist auf Eiderstedt und in St. Peter-Ording nichts Neues. Vor dem Hintergrund der Mindestgrößenverordnung und der Schülerzahlenentwicklung aufgrund des demographischen Wandels wurden schon rund um das Jahr 2010 auf Eiderstedt viele Änderungen notwendig:

Zum 01.08.2009 wurden in St. Peter-Ording die damalige Westküstenschule, Realschule mit Hauptschulteil am Standort Fasanenweg, und das Nordseegymnasium am Standort Pestalozzistraße organisatorisch zur Nordseeschule verbunden. Auch an den anderen Schulstandorten Eiderstedts sorgte der demographische Wandel für notwendige Änderungen. In Tönning wurde 2007 erstmals keine Hauptschulklasse mehr eingeschult, mit Beginn des Schuljahres 2010/11 fusionierte die frühere Realschule in Tönning mit der Realschule Friedrichstadt und wurde zur Gemeinschaftsschule Tönning mit Außenstelle in Friedrichstadt. In Garding musste die Realschule mit Hauptschulteil gänzlich schließen, die Schülerinnen und Schüler wechselten 2010 an die Standorte in Tönning und St. Peter-Ording.

2014/15 wurde von der damaligen Sachbearbeiterin des Schulverbandes Eiderstedt eine Schülerzahlenprognose als Teil der Schulentwicklungsplanung erstellt. Diese auf Geburtenzahlen basierende Prognose zeigte auch für die Jahre bis 2023/24 deutlich eine weitere Rückläufigkeit bei den Schülerzahlen an. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen wurden von meinem Amtsvorgänger Herrn Ramm und mir in den Jahren ab 2014 viele Schritte in die Wege geleitet, um den Zahlen entgegenzuwirken. Schulträger und Schule bauten den Offenen Ganztag aus – das Jos ist bis heute das Aushängestück dieses Schulentwicklungsschrittes. Am Gemeinschaftsschulteil wurden 2017 die Räumlichkeiten des Hortes wieder dem Gemeinschaftsschulteil zugeführt, sodass nun jede Klasse auch einen Differenzierungsraum erhielt, um das binnendifferenzierte Arbeiten zu ermöglichen. Zudem wurde gemeinsam mit den öffentlichen Trägern 2019 die Pool-Lösung ins Leben gerufen, um im multiprofessionellen Team noch enger mit den Kindern arbeiten zu können. Für beide Schulteile nahm der Schulträger viel Geld in die Hand, stockte das Stundendeputat für die Schulsozialarbeit erheblich auf, investierte in die digitale Technik, in IT-Personal, in die Grundausstattung und installierte ein über viele Jahre gut funktionierendes neues Schülerbeförderungskonzept.

Diese Maßnahmen sorgten dafür, dass die Schülerzahlen am Gymnasium stabil blieben, da sich auch viele Eltern für die Nordseeschule entschieden, die damit teils lange Anfahrtswege in Kauf nahmen. Der gute Ruf des Gymnasiums auf Eiderstedt konnte gefestigt werden, nur wenige Eiderstedter Schülerinnen und Schüler entschieden sich in den letzten zehn Jahren für die Gymnasien in Husum. Während die Schülerzahlen aus dem westlichen Eiderstedt auch am Gymnasium nach und nach sanken – besonders die Anzahl der Kinder aus St. Peter-Ording nahm beständig ab, konnte ein Plus aus dem östlichen Eiderstedt dieses ausgleichen. Am Gemeinschaftsschulteil sah das anders aus. Hier gingen seit 2017 die Zahlen langsam aber beständig zurück, da der Einzugsbereich des Gemeinschaftsschulteils durch die Gemeinschaftsschule mit Oberstufe in Tönning deutlich kleiner ausfällt als beim Gymnasialteil. Bei der Statistikerhebung, die jährlich im Herbst erfolgt, wurden 2016 noch 187 Schülerinnen und Schüler am Gemeinschaftsschulteil unterrichtet, 2017 waren es noch 180 und 2018 sogar nur noch 168 Schülerinnen und Schüler.

2018 wurde der Rückgang der Schülerzahlen also immer deutlicher erkennbar. Vor dem Hintergrund der Zahlen wurde gemeinsam mit dem Schulträger, damals noch unter dem Vorsitz von Herrn Balsmeier, die Neugestaltung des Schulhofes am Gemeinschaftsschulteil geplant (Fertigstellung 2020/21). Es wurde die Möglichkeit zum Bau einer großen Aula geprüft, aber aus Kostengründen verworfen. Eine Gestaltungsgruppe des Kollegiums zur Schärfung der Identität des Gemeinschaftsschulteils entwickelte Ideen zur aktiven Pause und verbesserte das Arbeiten im multiprofessionellen Team weiter. Ob es die getroffenen Maßnahmen waren, oder ob die vorerst letzten geburtenstarken Jahrgänge der Grund sind, lässt sich nicht klären, in 2019 und 2020 stagnierten die Schülerzahlen am Gemeinschaftsschulteil zumindest bei ~165 Schülerinnen und Schülern. Durch Corona und die zahlreichen Herausforderungen in den Jahren 2020 und 2021 konnten alle Schulentwicklungsprozesse zeitweilig nicht weiter verfolgt werden.

Im Schuljahr 2021/22 – St. Peter-Ording hatte mit Herrn Ritter inzwischen einen neuen Bürgermeister und der Schulverband damit auch einen neuen Vorsitzenden – hatten sich die Schülerzahlen am Gemeinschaftsschulteil keineswegs stabilisiert, sondern waren weiter rückläufig (2021 zum Statistiktermin lag die Zahl bei 146). Daher durfte ich nach vielen Vorgesprächen im März 2022 dem Ältestenrat der Gemeinde St. Peter-Ording die dramatisch weiter rückläufige Entwicklung vorstellen. Ich habe dort in einer Präsentation in Aussicht gestellt, dass bei einem gleichbleibenden Rückgang im Schuljahr 2026/27 die organisatorische Verbindung wegen der zu geringen Schülerzahlen am Gemeinschaftsschulteil und der damit einhergehenden sinkenden Lehrerversorgung an einem gemeinsamen Standort zusammengelegt werden muss. Das geschehe dann nicht, weil das vom Ministerium so verordnet werden würde, sondern weil die auf der Grundlage der Schülerzahl basierende Lehrerstellenzuweisung nicht mehr ausreichen werde, um den Gemeinschaftsschulteil zu versorgen.

Die Folge dieser Präsentation war die Zukunftskonferenz des Schulverbandes, die sich mit der weiteren Zukunft der Schulstandorte beschäftigen sollte. Von Herbst 2022 bis zum Dezember 2023, inzwischen war die Schülerzahl über 132 (2022) auf 118 (223) gesunken, wurde in einer Lenkungsgruppe – bestehend aus einzelnen Mitgliedern des Schulverbandes, den Schulleitungen der Schulen des Schulverbandes und Mitarbeitern des Amtes – viel diskutiert und besprochen. „Think Big“ war das von Herrn Ritter ausgegebene Motto, das vielleicht dafür gesorgt hat, dass zu viele Ideen und Vorstellungen in einer ´Disney-Phase` des Träumens und Wünschens verharrten. Der klare Blick auf die Zahlen stand nicht immer im Fokus.

Für die Nordseeschule waren beim Ende 2023 einstimmig verabschiedeten Beschluss des Schulverbandes, der als Resultat der Zukunftskonferenz bezeichnet werden kann, besonders zwei Punkte wichtig: Die avisierte Trennung der organisatorischen Verbindung und der Erhalt beider Schulteile. Da aus meiner Sicht ein gleichzeitiges Erreichen beider Ziele auf der Grundlage der Schülerzahlen nicht möglich sein würde, habe ich vor der Beschlussfassung eine Stellungnahme an den Schulverband dazu geschrieben, welche meine Bedenken noch einmal in ähnlicher Form wie schon im März 2022 gegenüber dem Ältestenrat in SPO zum Ausdruck brachte. Eine Änderung des Schulverbandsbeschlusses wurde dadurch nicht herbeigeführt.

Im 1. Quartal des Jahres trat Herr Ritter als Bürgermeister von St. Peter-Ording und als Schulverbandsvorsitzender zurück. Beide Vakanzen konnten mit Herrn Arndt als Interimsbürgermeister und Frau Kummerscheidt als Schulverbandsvorsitzende nachbesetzt werden. Bis zum Sommer wurde allen Handelnden deutlich, dass die Ziele ´Trennung der organisatorischen Verbindung` und ´Erhalt beider Schulteile` nicht gleichzeitig möglich sein werden. Die Kommunikation dieser Tatsache in die unterschiedlichen Gremien war nicht einfach. Vor den Sommerferien 2024 gelang dieses jedoch im Schulverband, durch Workshops innerhalb der Gemeinde St. Peter-Ording und in den Gremien der Schule.

Der fortwährende Rückgang der Schülerzahlen am Gemeinschaftsschulteil (2024 noch 110 Schülerinnen und Schüler) lässt das System an seine Grenzen kommen. Die zugewiesenen Planstellenanteile reichen nicht mehr aus, um in sechs Klassen Unterricht zu geben. Dieses Schuljahr reicht das letztmalig durch Kürzungen, erste jahrgangsübergreifende Formate und Subventionierungen aus dem Gymnasialteil. Schon jetzt funktioniert das System aber nur noch aufgrund des hohen Engagements der Kolleginnen und Kollegen, die ganz viel fachfremd unterrichten müssen und dadurch besonders stark belastet sind, und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die viele Aufgaben übernehmen. Im kommenden Schuljahr werden entweder die jahrgangsübergreifenden Stunden noch einmal stark angehoben werden müssen, oder die Subventionierungen aus dem Gymnasialteil müssen deutlich steigen – beides wird die jeweils betroffenen Schulteile vor große pädagogische Herausforderungen stellen. Die dritte Option ist der Wechsel der Gemeinschaftsschüler an den Gymnasialteil, um dort durch schulartübergreifende Anteile dem System gerecht zu werden. Diese Option bringt aufgrund der Raumknappheit und schulartspezifischen Ansprüche noch größere Herausforderungen mit.

Die genauen Zahlen, Gründe und Hintergründe sowie mögliche Szenarien sind seit Mai in zahlreichen öffentlichen oder nicht öffentlichen Sitzungen von unterschiedlichen Personen erklärt worden. Ich habe dabei unter anderem der Gemeinde St. Peter-Ording bei einer Gemeindevertretersitzung am 14. Mai und bei Workshops am 14. Juni und 02. Juli sowie im Arbeitskreis für Jugend, Kultur, Bildung und Sport am 11. November berichtet, im Schulverband am 04. Juli und in einer großen Sitzung am 10. Oktober, der Schulkonferenz am 06. Juni, dem Schulelternbeirat am 25. Juni und 14. Oktober, den Eltern des Gemeinschaftsschulteils am 04. November und natürlich laufend meinem Kollegium. Weitere Gespräche in kleineren Runde mit dem MBWFK in Kiel, mit dem Schulamt, innerhalb des Schulverbandes und mit dem Amt Eiderstedt, mit den Internaten und der Stadt Tönning haben ebenfalls stattgefunden.

All diese Runden haben in der Schulgemeinschaft und in Teilen der Region für Verunsicherung und Sorgen gesorgt. Diese Verunsicherung und Sorgen haben die Schulgemeinschaft in Teilen gespalten. Es gab als Folge eine analoge Petition zum Erhalt des Gemeinschaftsschulteils schon vor den Sommerferien, eine digitale Petition und eine Demo für die Stärkung des Gymnasialteils im Herbst und es gab eine sehr unruhige und emotional aufgeladene Schulverbandssitzung in der Aula am 10. Oktober. Nun scheinen die Ansichten verhärtet. Welche Schulform ist erhaltenswerter für den Ort, für Eiderstedt, wenn man nur eine halten kann? Wie kann man den Erhalt beider Schulteile erreichen, wenn die Zahlen das einfach nicht hergeben? Wie kann St. Peter-Ording mit immer weniger Kindern im Ort seine Schulstandorte erhalten?

Mir ist wichtig zu verdeutlichen, dass es kein ´Weiter so` geben kann. Die Schülerzahlen am Gemeinschaftsschulteil machen das schon im kommenden Schuljahr unmöglich, die Schulkonferenz wird über neue Wege abstimmen müssen. Mir war mit diesem Beitrag im Elternbrief auch wichtig zu verdeutlichen, dass politische Entscheidungsträger seit Jahren von den Herausforderungen am Gemeinschaftsschulteil wussten, dass der Schulträger alles in seinen Möglichkeiten Stehende getan hat, eine Trendwende aber nicht erreicht werden konnte. Wenn jetzt – mehr als sechs Jahre nach dem ersten Warnen und mehr als zweieinhalb Jahre nach dem zweiten deutlichen Warnen – noch immer gesagt wird, dass man in der Politik Zeit brauche, um Entscheidungen zu treffen, dann kritisiere ich das aufs Schärfste.

Am 26.11 wird es nun im Schulverband die Abstimmung darüber geben, ob der Gemeinschaftsschulteil zum Ende das Schuljahres 2029/30 aufgelöst werden soll, d.h. ab dem kommenden Schuljahr keine neuen Fünftklässler mehr am Gemeinschaftsschulteil eingeschult werden. Einen Tag vorher wird die Gemeindevertretung in St. Peter-Ording darüber entscheiden, wie der Bürgermeister im Schulverband abstimmen soll.

Keines der beiden möglichen Abstimmungsergebnisse wird gut für die Nordseeschule sein. Sollte die Entscheidung die Auflösung des Gemeinschaftsschulteils zur Folge haben, wird mit dem Gemeinschaftsschulteil ein Standbein der Schule wegbrechen, das Gymnasium wird dadurch aber in seiner Funktion und Rolle gestärkt. Sollte die Entscheidung den Erhalt des Gemeinschaftsschulteils bewirken, so wird dadurch die nähere Zukunft des Gemeinschaftsschulteils gesichert sein, in der Außenwahrnehmung der Gymnasialteil jedoch geschwächt werden. Welche Schwächung die Schule eher verkraften kann, muss am Ende die Politik abwägen, müssen die Bürgermeister der Standortgemeinden und die Gemeindevertreter in St. Peter-Ording entscheiden.

Ich hoffe, mit diesen Ausführung möglichst viel Transparenz in das schulische Handeln rund um das Thema geschaffen zu haben.


vor hoch

Aktuelle Termine hier.

Podcasts_Logo

Europaschule_Logo

Nationalparkschule_Logo