Fortsetzung des Distanzunterrichts
aktualisiert: 21.01.2021 14:16 von ShLiebe Eltern und Erziehungsberechtigte,
auch wenn es noch keine offiziellen Informationen zur weiteren Beschulung geben wird, scheint doch festzustehen, dass der Distanzunterricht noch länger andauern wird. Um es für Schüler*innen, Elternhäuser und das Kollegium möglichst transparent, leistbar und gerecht zu machen, möchte ich hier einige Punkte klären, die für den weiteren Umgang mit dem Distanzlernen wichtig sind:
- Distanzlernen ist kein notenfreier Raum. Diese Aussage schwebt gerade über allem, soll aber von niemandem als Problem angesehen werden, der sich am Distanzlernen beteiligt. Es soll nur bei denjenigen einen gewissen ´Druck` aufbauen, die sich NICHT beteiligen. Der Verweigerung der Mitarbeit soll durch das Benoten ein Riegel vorgeschoben werden. Unser Ziel ist es, dass die Arbeit an den bei ItsLearning eingestellten Aufgaben von Schülerinnen und Schülern alleine oder nur mit leichter Einhilfe zu leisten ist. Wir wollen ausdrücklich nicht, dass Eltern oder ältere Geschwister Aufgaben bearbeiten müssen, weil diese für das Kind zu schwer sind. Sollten Aufgaben zu schwer sein, dann ist es immer in Ordnung, wenn nach sorgfältiger Anstrengung falsche Lösungen eingeschickt werden, oder die Aufgaben nicht vollständig bearbeitet werden. Ihr Kind soll bei unvollständig bearbeiteten Aufgaben versuchen, Verständnisfragen zu den nicht bearbeiteten Teilen zu formulieren. Wenn Ihr Kind dann bei der Abgabe der Aufgaben die Fristen einhält und die Lehrkraft merkt, dass sich mit der Aufgabe auseinandergesetzt wurde (z.B. auch durch Bilder von missglückten Lösungsversuchen), dann werden solche Leistungen sich NICHT negativ auf Zeugnisnoten auswirken. Es ist ausdrücklich nicht das Ziel des Distanzlernens, fleißig arbeitende Schülerinnen und Schüler zu überfordern!
- Die vielleicht größte Herausforderung des Distanzlernens ist es, einerseits die weniger lerneifrigen Kinder nicht zu verlieren und andererseits die besonders lerneifrigen Kinder und unterstützenden Elternhäuser nicht in eine permanente Drucksituation zu bringen. Dafür ist wichtig, dass Sie sich und Ihrem Kind folgendes klarmachen: ´Ja, es ist in Ordnung, wenn man samstags und sonntags nichts für die Schule macht, aber nein, es ist nicht in Ordnung, wenn man auch von Montag bis Freitag nichts für die Schule macht.` - ´Ja, es ist in Ordnung, wenn man die Hausaufgabe in einem oder mehreren Fächern nicht konnte und das auch dem Lehrer zurückmeldet, aber nein, es ist nicht in Ordnung, wenn man die Aufgabe dann einfach nicht bearbeitet.` In dieser Bandbreite bewegen wir uns nämlich in der Schule.
- Im Distanzlernen sollen Eigenleistungen erbracht werden. Es ist mir bewusst, dass für schwierige Aufgaben nicht nur Eltern herangezogen werden, sondern auch in Klassen-Whatsapp-Gruppen Musterlösungen verschickt werden. Wenn nun durch solche Methoden in Lerngruppen bei der Lehrkraft ausschließlich richtige Antworten ankommen, dann denken die Kollegen, dass alles verstanden worden ist. Das hilft niemandem. Wir merken nur, dass es Probleme gibt, wenn wir falsche Lösungen bekommen, oder wenn es Verständnisfragen gibt. Bitte besprechen Sie das zuhause.
- Distanzlernen überlastet uns fast alle. Für viele Schülerinnen und Schüler ist fristgerechtes Arbeiten und sind die zu bewerkstelligenden Aufgaben eine Überlastung. Für viele Elternhäuser ist das Unterstützen am heimischen Schreibtisch ebenfalls eine Überlastung, denn die wenigsten von Ihnen sind in allen Fächern ausgebildeten Lehrkräfte. Aber auch für das Kollegium ist das tägliche Bearbeiten von häufig weit mehr als 100 Nachrichten und eingeschickten Aufgaben, dazu parallel Präsenzunterricht für die Abschlussklassen und die Vorbereitung des Digitalunterrichts eine Überlastung. Eine Entlastung von Schülerinnen und Schülern und den Elternhäusern bekommen wir nur hin, wenn wir die Aufgabenmenge und die Komplexität der Aufgaben der durchschnittlichen Leistungsfähigkeit einer Lerngruppe anpassen. Diese Anpassung gelingt nur, wenn die Rückmeldungen bei Überforderung kommen und die Verständnisfragen kommen. Natürlich kann es nicht möglich sein, dass Tempo des digitalen Lernens dem langsamsten Lerner anzupassen, denn wir müssen bestimmte Inhalte schaffen, aber es sollte zumindest dem Mittelfeld angepasst werden. Um eine Arbeitsentlastung der Kollegen zu erreichen, werden wir in Zukunft versuchen, individuelle Verständnisfragen nicht immer individuell zu beantworten, sondern in die Konzeption der nächsten oder übernächsten Stunde einzubauen. Wenn Ihr Kind also eine allgemeinere Verständnisfrage hat, dann soll diese in der Regel in einer der folgenden Stunden für die ganze Klasse beantwortet werden. Momentan ist es nämlich häufig so, dass zehn Kinder einer Lerngruppe die gleiche Frage haben und die Lehrkraft beantwortet diese jedes Mal individuell (das kostet sehr viel Zeit). Besser scheint es, dass diese Fragen für alle zeitnah beantwortet werden. Sollte es sich bei den Nachfragen der Schüler um Sachen handeln, die individuell sind und deren Beantwortung notwendig ist, damit das Kind an seinen Aufgaben weiterarbeiten kann, dann ist eine zeitnahe Antwort natürlich sinnvoll.
Ich wollte mit diesem Schreiben um gegenseitiges Verständnis werben, dass wir alle unser Bestmögliches geben und viele von uns und Ihnen schon jetzt am Limit arbeiten. Ich möchte erreichen, dass Sie sich und Ihrem Kind den Druck der Perfektion nehmen, wenn Sie ein solches Kind zuhause haben, dass Sie aber auch Ihr Kind in die Pflicht nehmen mitzuarbeiten, wenn Sie ein solches Kind zuhause haben.
Viele Grüße
Nils-Ole Hokamp