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Studienfahrt nach Prag 2011

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aktualisiert: 28.11.2011 10:46 von Sh
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„ANTON TÜTJER“ prangte es in weißen Lettern über der Frontscheibe des kobaltblauen Ungetüms, das uns unbescholten quer durchs Land vom Nordseegymnasium in St. Peter-Ording bis in die tschechische Hauptstadt tragen sollte. Dieser Bus hatte schon Großvaters Generation sicher an ihr Ziel befördert.

Trotz seiner klapprigen Gebrechlichkeit, ragte der dunkle Reisebus im seichten Sonnenlicht des Morgens beinahe majestätisch vor der noch schlaftrunkenen, wartenden Schülergruppe auf, öffnete seufzend seine Türen und bot uns Einlass in sein modrig warmes Inneres. Wir machten es uns auf seinem bunt gemusterten Polstermobiliar bequem, lehnten uns an milchig weiße Fensterscheiben und ließen die Landschaft an uns vorbeiziehen.

Am Ende unserer Reise sollten wir uns in ihm sogar heimisch fühlen.

Mit einiger Verspätung, nach vielen schweißtreibenden Stunden in klaustrophobischem Zustand, erreichten wir schließlich am Abend unsere Unterkunft:

ein, sich in zwanzig Stockwerken erhebender Koloss von Gebäude im nüchternen Stil des Sozialismus, der hinter seinen kargen Mauern und Glasbausteinen, ein komfortabel eingerichtetes Hotel verbarg.

Die Fenster der siebten Etage gaben den Blick auf Prags blinkendes Lichtermeer, auf lärmende Straßenzüge, dicht bewohnte Häuserreihen und dampfende Industrie frei.

Eine Kostprobe der tschechischen Frühstückskultur im Speisesaal des Hotels bildete den Auftakt zu unserer Erkundungstour durch die östliche Metropole.

Pflichtbewusst lotste Busfahrer Jürgen sein blaues Schiff bergauf, bergab durch Prag, das Rom des Nordens, gebaut auf hügeligem Grund.

Der Streifzug zu Fuß durch die Stadt führte uns vorbei an alten Synagogen, windschiefen Grabsteinen und durch zwielichtige Gassen gesäumt von altertümlichen Backsteinbauten. Hier und da ließ sich an bröckelnden Fassaden ein Hauch von Muchas Lebenswerk erahnen.

Den Spuren Kafkas folgend, offenbarte sich Prag uns als Ort verblassender Vergangenheit und längst vergessenen Geschichte, voll grüner Feen und lehmiger Giganten. Von Dachspitzen und Fenstersimsen aus folgten uns die glotzenden Augen steinerner Fratzen auf unserem Weg über gepflasterte Straßen, über die Karlsbrücke und den Wenzelsplatz, bis hinauf zur Prager Burg und seiner düsteren Kathedrale.

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Die folgenden Tage waren geprägt von Tschechiens altböhmischer Küche und preiswertem Bier, von seinen zahlreichen Facetten und seiner tragischen Historie.

An Bord des treuen Anton Tütjer-Busses, der keine noch so enge Häuserschlucht und unscheinbaren Feldweg zu passieren scheute, zockelten wir durch das Land und besichtigten auf unserer Reise die weitläufigen Hallen der Skodawerke, die uns mit dem bedrückenden Schicksal tausender Fabrikarbeiter konfrontierte und gleichzeitig Tschechiens ökonomischen Ehrgeiz und kulturellen Stolz symbolisierten.

Die traurigen Ruinen des Vernichtungslagers Theresienstadt versetzten in ihrer Bitterkeit letztendlich auch dem Seeligsten von uns einen Dämpfer.

Holperdipolter ratterte der Bus mit uns zur mittelalterlichen Burg Křivoklát und hinauf ins verschlafene Klosterstädtchen Melnik, hinter dessen Mauern sich Elbe und Moldau rauschend aneinander schmiegten.

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Ein rot bestrumpfter Casanova, im kreischend grellem Farbbombardement und Glitzerschimmer als abendlicher Augenschmaus in der Laterna Magica bildete das krönende Finale unserer Fahrt.

Und als wir nach einem letzten Tag in strahlend hellem Sonnenschein mit gut gefüllten Bäuchen auf unsere weichen Sitze sanken und Jürgens bläuliche Karosse vor neu gewonnener Last zu stöhnen schien, nahmen wir wehmütig Abschied von einer unvergesslichen Zeit in einer einzigartigen Stadt. Wir hatten jeden Tag und jede Nacht der Reise in vollsten Zügen genossen und schlossen müde unsere Augen um dann im Morgengrauen in unserer Heimat, vor dem vertrauten Schulgebäude zu erwachen.

Aktuelle Termine hier.

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